Nierenversagen

Nierenversagen: Was ist das?

Die Niere ist ein wichtiges Organ mit mehreren Funktionen. Sie reinigt das Blut von Schadstoffen, die mit dem Urin ausgeschieden werden. Die Regulation des Blutdruckes und der Blutbildung sind weitere Aufgaben.

Von einem Nierenversagen (Niereninsuffizienz, NI) spricht man, wenn über 75% des gesamten Nierengewebes zerstört ist. Hierbei kommt es zur vermehrten Ansammlung für den Körper giftiger Stoffe im Blut und Gewebe.

Man unterscheidet zwischen einem akuten und einem chronischen Nierenversagen:

  • Ein akutes Nierenversagen ist die Folge eines plötzlichen Verlustes der Nierenfunktion, die verschiedene Ursachen haben kann. So können beispielsweise Vergiftungen oder auch Infektionserkrankung ein akutes Versagen der Nieren hervorrufen. Die Schädigung des Nierengewebes kann reversibel sein, d.h. bei gezielter Behandlung, abhängig vom Schweregrad der Erkrankung, kann sich die Nierenfunktion wieder normalisieren.
  • Von einem chronischen Nierenversagen spricht man, wenn das Nierengewebe irreversibel geschädigt ist. Dies ist ein schleichender Prozess, der sich über Wochen, Monate und sogar Jahre entwickeln kann. Die Ursachen für das Entstehen eines chronischen Nierenversagens sind vielfältig, sie kann beispielsweise Folge eines akuten Versagens oder auch durch erbliche Nierenerkrankungen bedingt sein. 


Welche Anzeichen gibt es?

Meist sind die Symptome unspezifisch. Das Verweigern von Futter, Erbrechen, Durchfall, Trägheit und ein gestörtes Allgemeinbefinden können Anzeichen hierfür sein. Ein starker Mundgeruch, vermehrtes Trinken, vermehrte oder reduzierte Urinmengen sind Symptome, die Hinweise auf ein Nierenversagen geben können.

Bei einem akuten Versagen zeigen sich die Symptome unmittelbar nach dem dafür verantwortlichen Auslöser, also innerhalb von Stunden bis Tagen. Bei einem chronischen Versagen ist die Zeitspanne deutlich größer.


Welche Tiere sind besonders betroffen?

Ein akutes Nierenversagen kann bei allen Tieren auftreten.
Ein chronisches Versagen kann dagegen auch durch erblich bedingte Nierenerkrankungen hervorgerufen werden. Bei den Hunden zählen hier u.a. der Neufundländer, Dobermann, Rottweiler, Golden Retriever, Lhasa Apso und Shi Tzu dazu. Bei den Katzenrassen sind dies v.a. Perser, Maine Coon und Abessiner.


Wie wird Nierenversagen diagnostiziert?

Um eine sichere Diagnose stellen zu können sind zunächst neben einer klinischen Untersuchung des Patienten weitere Untersuchungen notwendig.

  • Blutuntersuchungen:
    Bestimmung des Harnstoffs, Kreatinin, Eiweiß und Elektrolyte wie Kalium, Kalzium, Phosphat.
    Bestimmung des roten und weißen Blutbildes.
    Untersuchung anderer Organe
    Häufig entgleist auch der Elektrolyt- und Säuren-Basen-Haushalt im Rahmen eines Nierenversagens. Dies kann nur mit einer speziellen Blutgasuntersuchung festgestellt werden.
    Funktionstests
  • Urinuntersuchungen:
    Urinkonzentration,
    Harnsedimentuntersuchung mit mikroskopischer Untersuchung der Zellen
    Chemische Untersuchung
    Bakterienkulturen
  • Ultraschalluntersuchung:
    Eine sehr wichtige Untersuchung von Bauchraum und Nieren. Hiermit kann Größe, Struktur und Durchblutung beurteilt werden.
  • Röntgenuntersuchung:
    Eventuell erforderlich bei Suche nach Harnsteinen oder Kontrastmitteluntersuchung zur Darstellung der Nieren, Harnleiter und Harnröhre.
  • Gewebeproben

Alle diese Untersuchungen sind wichtig um eine Aussage über den Schweregrad der Erkrankung und somit auch eine Prognose für das erkrankte Tier stellen zu können.


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie des Nierenversagens unterscheidet sich bei beiden Formen zunächst nicht wesentlich. Der betroffene Patient wird in der Regel stationär aufgenommen, bei einer leichten chronischen Niereninsuffizienz kann jedoch auch eine ambulante Therapie versucht werden.

  • Infusionen: Mit Hilfe einer Infusionstherapie, die über das Bedarfsvolumen des Tieres hinaus erfolgt, wird die Niere, bildlich gesprochen, „gespült". Die Nieren sollen in ihrer Funktion unterstützt und gegebenenfalls zur Regeneration angeregt werden. Dem Patienten wird hierzu ein Venenzugang gelegt über die Infusion erhält. In unserem Hause stehen spezielle Infusionspumpen zur Verfügung, die eine kontrollierte Infusionstherapie gewährleisten. Diese Form der Infusionstherapie ist sehr effektiv, kann aber nur unter stationärer Überwachung erfolgen. Der Aufenthalt liegt je nach Schweregrad durchschnittlich bei drei Tagen.
  • Nierendiäten: reduzieren die Aufnahme von belastenden Substanzen, insbesondere Phosphat und haben häufig einen höheren Energiegehalt.
  • Phosphatbinder: binden Phosphat in der Nahrung, reduzieren hierdurch die Aufnahme und entlasten die Nieren.
  • Medikamente, die die Durchblutung der Nieren fördern oder deren Umwandlung verlangsamen u.a.m.

Die weitere Therapie erfolgt individuell und wird mit dem behandelnden Tierarzt festgelegt. Sie hängt vor allem von den veränderten Blutparametern ab. Regelmäßige Blutuntersuchungen, eine spezielle Nierendiät und ggf. auch ambulant durchgeführte Infusionen sind in Zukunft notwendig.

Wir bieten Ihnen eine neuartige Behandlungsmethodefür chronisch erkrankte Tiere: bitte lesen Sie hierzu auch den Abschnitt „Endosof Unterhautkatheter".


Was kann man vorbeugend tun?

Eine wirkliche Prophylaxe gibt es nicht, da sie Ursachen sehr Vielfältig sind.
Eine wichtige Massnahme ist jedoch insbesondere beim älteren Tiere eine gesunde Ernährung mit angepasstem Salzgehalt.

Beim älteren Patienten empfiehlt sich eine jährliche Vorsorgeuntersuchung, bei der u.a. verschiedene Blutparameter überprüft werden. Bitte lesen Sie hierzu auch den Abschnitt „Altersvorsorgeuntersuchung".

Das Nierenversagen ist eine sehr komplexe Erkrankung und kann hier nur kurz umrissen werden. Wir beraten Sie gerne ausführlicher in einem dafür vereinbarten Termin.