MDR1-Defekt

Was ist der MDR1 Defekt?

Der MDR1 Defekt (Multidrug-Resitenz Transporter) ist eine Gen-Erkrankung, bei der bestimmte Hunderassen besonders empfindlich auf verschiedene Arzneimittel reagieren.


Was ist die Funktion des MDR1-Gens?

Das MDR1 Gen schützt gesunde Tiere vor dem Eindringen von evtl. gefährlichen Fremdstoffen (Arzneimittel und Umweltgifte) in das Hirn und Nervensystem.  In der Leber und Niere trägt MDR1 zur Ausscheidung dieser Stoffe bei und im Darm verringert es die Aufnahme.

Fehlt Hunden dieses Gen, dann  ist der Schutzmechanismus reduziert und es kommt zu schweren Anzeichen einer Arzneimittelüberdosierung. Die Hunde zeigen nach der Einnahme dieser Medikamente schwere Vergiftungsanzeichen, wie Bewegungs- und Koordinationsstörungen, Zittern, Benommenheit, Erbrechen bis hin zum Koma und Todesfällen.


Welche Hunderassen sind betroffen?

Der MDR1 Defekt wird vererbt, jedoch erkrankt ein Hund nur wenn er je ein betroffenes Gen von Mutter und Vater erhalten hat, also homozygot, d.h. reinerbig ist (MDR1 -/-). 
Tiere die nur ein betroffenes Gen tragen, also heterozygot - mischerbig sind (MDR1 +/-) erkranken nicht, geben jedoch die defekte Erbanlage zu 50% an ihre Nachkommen weiter. Nach neueren Untersuchungen kann es eine gering erhöhte Empfindlichkeit gegenüber einigen Arzneimittel geben.
Gesunde Tiere sind keine Träger des Defektes (Typ MDR +/+).

Der Defekt ist bislang nachgewiesen bei:

Collie und Border Collie (30%)  Shetland Sheepdog (<5%), Australian Shepherd <6%) , Bobtail, Old English Sheepdog, Deutscher Schäferhund, Longhaired Whipped, Weißer Schweizer Schäferhund, Wäller, English Shepherd, Silken Windhound.
Auch bei anderen Hunderassen wie Labrador, Irish Wolfshound sind heterozygote Träger nachgewiesen worden.  


Welche Arzneimittel sind gefährlich?

Medikamente aus verschiedenen Stoffgruppen können bei reinerbig betroffenen Hunden zu schweren Symptomen führen:

Stoffgruppe A

dürfen bei Hunden mit MDR1-Defekt nie angewendet werden

Ivermectin Präparate, Imodium ®

Stoffgruppe B

sollten nur vorsichtig verwendet werden

Diverse Arzneimittel wie Zytostatika, Opioide, Herzglykoside, Antibiotika, Antiemetika, Antiepileptika

Stoffgruppe C

können problemlos angewandt werden

Stronghold ®, Advocate ®, Milbemax ®

Diese Liste ist noch nicht vollständig und wird ständig durch Forschungsgruppen ergänzt. Wir halten uns in unserer Klinik ständig auf dem aktuellen Stand und kennen die genaue Liste der bekannten Stoffe.

Sie finden diese Liste auf der Internetseite www.uni-giessen.de/mdr1defekt


Wie kann ich erkennen, ob mein Hund ein defektes MDR1 Gen hat?

Hierfür steht ein sicherer DNA-Gentest zur Verfügung.  Wir benötigen nur etwa 0.5 ml Blut (evtl. auch Backenabstriche). Betroffene Hunde werden rasch und sicher erkannt. Sinnvolle Zuchtentscheidungen können getroffen und das Risiko bei der Anwendung von Arzneistoffen reduziert werden.


Wenn Sie Besitzer einer der genannten Hunderassen sind, sollten Sie diesen Test so rasch wie möglich durchführen lassen.