Enzephalitozoonose der Kaninchen

Enzephalitozoonose - Was ist das?

Laut Studien sind ca. 80 % der Kaninchen infiziert, zeigen aber keine Symptome. Der Verursacher dieser Erkrankung ist Enzephalitozoon cuniculi (E. cuniculi) ein einzelliger Parasit, der hauptsächlich das zentrale Nervensystem (Gehirn, Rückenmark), aber auch andere Organe des Tieres befällt. Kommt es bei diesen Tieren zu einer Immunschwächung durch andere Erkrankungen, Stress oder schlechte Haltungsbedingungen, kann ein Ausbruch der Erkrankung die Folge sein.


Wie infizieren sich die Tiere?

Übertragen wird der Erreger durch Ausscheidung von Sporen mit dem Urin und Kot von infizierten Tieren. Diese Sporen werden von gesunden Tieren durch Schnüffeln oder Fressen von verunreinigter Nahrung aufgenommen und vermehren sich anschließend in den Darmzellen. Danach kommt es zu einer Erregerausschüttung in die Blutbahn und zur Verteilung im gesamten Körper. Anschließend lagert sich der Erreger hauptsächlich im Nervensystem und in den Nieren an.

Die Sporen sind sehr widerstandfähig und auch unter extremen Bedingungen (Hitze oder Kälte) außerhalb Ihres Wirtes bis zu 4 Wochen überlebensfähig und damit infektiös. Der Erreger kann auch schon im Mutterleib auf die ungeborenen Jungen übertragen werden.

 

Welche Anzeichen gibt es bei einer Infektion?

Grundsätzlich kann man drei klinische Formen unterscheiden:

1. Nervenform:

  • Kopfschiefhaltung: dies ist das typischste und auffälligste Anzeichen, weshalb die Erkrankung auch Schiefhals genannt wird
  • Koordinationstörungen:  Desorientierung, Kreisbewegungen, Drehen um die körpereigene Längsachse, Zittern, Epilepsie
  • Gleichgewichtsstörungen: Umfallen, vor allem beim Putzen oder Männchen machen
  • Lähmungserscheinungen: hauptsächlich die Hinterläufe, aber auch die Vordergliedmaßen können betroffen sein

 2. Augenform:

  • Augenveränderungen: Ausfall des Pupillarreflexes, Augenzucken (Nystagmus) oder Entzündung des inneren Auges (Uveitis). Hierbei kann es zu Einblutungen ins Augeninnere kommen, was im weiteren Verlauf zu einem erhöhten Augeninnendruck (Glaukom) führen kann.

 3. Renale Form

  •  Nierenerkrankung: Nierenschäden mit Veränderungen der Nierenkapsel

Teils kommen die Symptome einzeln vor, häufig treten aber auch mehrere dieser Symptome gemeinsam auf. Das Tier sollte schnellstmöglich einem Tierarzt vorgestellt und behandelt werden, damit nach Möglichkeit nur ein kleiner Teil des Nervensystems dauerhaft geschädigt wird. Die bereits vorhandenen Schädigungen sind in der Regel irreversibel.


Wie stellt man die Diagnose?

Anhand des klinischen Bildes mit den typischen Symptomen.
Zur Sicherung der Diagnose kann eine Blutprobe genommen werden, ein Antikörpertest kann den Kontakt mit dem Erreger (Sporen) direkt nachweisen.


Wie hilft man dem Tier:

Unter medikamentöser Therapie wurden viele Patienten besser oder gar symptomfrei.
Wichtigster Bestandteil der Therapie ist die Eingabe eines Medikamentes (Antiparasitikum = Fenbendazol), da dieses den Erreger abtötet. Dieses sollte 3-4 Wochen lang täglich gegeben werden. Bei Rückfällen kann auch eine lebenslange Therapie verordnet werden.
Zusätzlich ist es sinnvoll ein Antibiotikum zum Schutz vor Sekundärinfektionen zu verabreichen.
In einzelnen Fällen ist auch die Gabe von Kortison (Entzündungshemmer)  und Vitamin B (Unterstützung der Nervenregeneration) sinnvoll, dies sollte aber individuell entschieden werden.
Die Augen sollten im Bedarfsfall zusätzlich lokal mit Augentropfen therapiert werden.


Kann man vorbeugend was tun und wie sind die Aussichten?

Es gibt keine vorbeugende Impfung gegen die Erkrankung, deshalb ist ein jährlicher Gesundheitscheck beim Tierarzt, sowie eine 1 - 2 x jährliche Wurmkur anzuraten.

Oft führt eine Therapie in den ersten 24 Stunden zu einer deutlichen Besserung des Krankheitsbildes, so dass die meisten Patienten nach einer Woche vollständig  wiederhergestellt sind. Manchmal kann aber auch nur ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden, so dass nach einem akuten Krankheitsschub dauerhafte Schäden zurückbleiben, mit denen die Tiere aber in der Regel ganz gut zu Recht kommen. Sollte sich trotz Therapie das Krankheitsbild weiterhin drastisch verschlechtern und insbesondere die Nervensystem-Symptomatik zunehmen, ist die Prognose sehr ungünstig und aus Tierschutzgründen eine Euthanasie abzuwägen. Kaninchen, die mit dem erkrankten Tier zusammenleben, sollten vorsorglich ein Antiparasitikum bekommen, da die Krankheit hochgradig ansteckend ist.

Im Krankheitsfall ist das Wichtigste: Je schneller die Therapie erfolgt, umso besser!

 
Was ist für Sie wichtig?

Es handelt sich bei dieser Erkrankung um eine Zoonose, dass heißt der Erreger kann auch auf andere Tierarten außer Kaninchen übertragen werden. Betroffen sind hiervon Meerschweinchen, Hamster, Ratten, Mäuse, Hunde, Katzen und Menschen mit herabgesetztem Immunsystem (bei Chemotherapie, HIV positiv).